Elektroautos sind Computer auf Rädern, sammeln unzählige Fahrzeug- aber auch Nutzerdaten. Automanager prophezeien daher: Die Verwendung der Daten wird das Geschäftsmodell der Branche grundlegend verändern.
Big Data im Alltag
Die enorme Datenmenge, die wir täglich produzieren, ist unbestreitbar. Ob im Büro oder privat am PC, auf dem Smartphone oder Laptop – überall hinterlassen wir digitale Spuren. Für die Fahrt mit dem E-Auto gilt das Gleiche. Der Ladestand der Batterie, die Fahrzeug-Identifikationsnummer, GPS-Koordinaten und Temperatur, der Kilometerstand sowie die Zellspannung können auf digitalem Weg übermittelt und ausgelesen werden.
Jetzt können wir uns aufregen über diese vielen Daten, die die Autohersteller bekommen. Dass Benutzerprofile angelegt, Daten gesammelt und verwertet werden, dass die Hersteller Zugang zu unseren Autos haben. Doch ist das nicht eben einfach nur Alltag im digitalen Zeitalter? Zumal juristisch eher unbedenklich, solange keine wirklich persönlichen Daten im Spiel sind.
Fernzugriff nicht ausgeschlossen
Doch es gibt Entwicklungen, die durchaus kritisch sind. Stellen wir uns dieses Szenario vor: Jemand steht an der Zapfsäule, beginnt zu tanken. Plötzlich wird das Benzin abgestellt. Tankvorgang abgebrochen, via Fernsteuerung. Unvorstellbar?
Bei Renault sind das gültige Vertragsbedingungen. Wer seine Leasingrate nicht pünktlich bezahlt, der muss damit rechnen, dass das Aufladen der Antriebsbatterie seines Renault Zoe via Mobilfunkverbindung jederzeit unterbunden werden kann, so die Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung des ADAC. Ist hier eine Grenze überschritten oder ist das Renaults gutes Recht? Darüber ließe sich streiten. Sicher ist nur, dass dies ohne die elektronische Datenübertragung nicht möglich wäre.
Datenzugriff für Kunden möglich
Die Digitalisierung schafft aber auch neue Einblicke für „den dateninteressierten Kunden“. Mit der App Canze können Zoe-Fahrer auf Informationen wie die aktuelle Ladeleistung und die Batterie-Temperatur zugreifen. Außerdem kann Renault via Internetverbindung Software-Updates unkompliziert zur Verfügung stellen und installieren. Neue Funktionen und Verbesserungen, die in den meisten Fällen kostenlos sind, müssen nicht mehr von einem Fachmann in der Werkstatt durchgeführt werden, sondern können ganz einfach via Mobilfunknetz übertragen.
Mitsammeln, mithalten, mitmischen
So bleiben Daten letztendlich ein wichtiges Gut – das ist der Automobilbranche bewusst. Laut einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG Anfang 2018 unter Automanagern werden datenbasierte Geschäftsmodelle in Zukunft deutlich mehr im Fokus der Autobranche stehen.
Bereits jetzt nutzen Länder wie China dank Überwachungssoftware Nutzerdaten, um laut eigenen Aussagen die Verbesserung der öffentlichen Sicherheit und die Entwicklung der Infrastruktur zu fördern. Wenn Deutschland mit seiner starken Automobilbranche im internationalen Vergleich mithalten will, bleibt die Generierung, Auswertung und Nutzung von Daten wohl nicht aus.
Immerhin könnte der Endverbraucher am Ende von besseren Straßenverhältnissen profitieren. Bei den Daten, die wir Facebook und Google täglich schenken, profitiert bislang nur einer: die Internetkonzerne.